Eiskalt in die Fresse

#401 Gelsenkirchen

Von einer Stadt wie Gelsenkirchen hört man grundsätzlich Schlechtes. 2018 verwies das zweite deutsche Fernsehen ZDF Gelsenkirchen im Ranking der lebenswertesten Regionen Deutschlands auf den letzten Platz 401.

Ich persönlich halte Gelsenkirchen für eine der interessantesten Städte Deutschlands. Weil sich hier viele Probleme Europas fokussieren. Die Probleme des Zusammenlebens unterschiedlichster Kulturen. Strukturwandel und seine damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen. Wirtschaftlicher Abstieg und Abwanderung gebildeter Bevölkerungsschichten. Die Unflexibilität von Verwaltungsstrukturen. Um ein paar herauszugreifen.

Das ist kein guter Nährboden für den Kunst- und Kulturbetrieb. Für das Gedeihen von Kunst und Kultur aber schon. Es gibt da zum Beispiel das Rapperkollektiv „Komplizen“. Seit über 7 Jahren produzieren Flexx, Vole, Ban2, und SKX mit und in wechselnden Besetzungen. Mittlerweile sind sie deutschlandweit ein Begriff.

Sie produzieren im eigenen Studio, das sie in einer gemieteten Wohnung selbst auf- und ausgebaut haben. Kreativität schafft sich Raum.

Was ist das Ruhrgebiet heute?

Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet haben ein Identitätsproblem. Das Klischee vom „Ruhrpott“, von Bergbau, Kumpeln und proletarischer Solidarität hält sich hartnäckig. Dabei hat sich die Region seit langem entwickelt. Was ist das Ruhrgebiet heute? Diese Frage haben die Komplizen mit mir gemeinsam. Kreativität kennt keine Grenzen. Es sind die kreativen Köpfe, die eine Region wie das Ruhrgebiet, mit seinem industriell und wirtschaftlich geprägten kulturellen Erbe, prägen, nicht ein durchverwalteter Kulturbetrieb.

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